Neuallermöhe/Neuengamme. Es brauchte für den 13-Jährigen nicht viele Worte, um zu zeigen, was er kann. In der Scheune des Projekthofs Greenkids suchte er sich ein paar Holzlatten zusammen, griff zu Hammer und Nägeln und fing an zu basteln. Wenig später hatte er ein akkurates Vogelhäuschen zusammen gezimmert, wie Greenkids-Gründer Florian Menger beeindruckt berichtet. Der junge Ukrainer ist einer von etwa 60 Kindern und Jugendlichen, die derzeit an der Gretel-Bergmann-Schule durch den Besuch sogenannter IVK-Klassen (Internationale Vorbereitungsklassen) einen Einstieg in das deutsche Schulsystem bekommen sollen.
Allein 22 Stunden Deutsch stehen pro Woche auf dem Stundenplan, berichtet Karola Krause, die an der Neuallermöher Stadtteilschule den IVK-Bereich leitet. Doch neben dem linearen Unterrichts seien es genau solche Erfolgserlebnisse wie die des Vogelhäuschen-Bastlers, die die Kinder und Jugendlichen aktivieren und dafür öffnen, die deutsche Sprache zu lernen, weiß die Lehrerin, die daher dankbar ist für jeden Besuch auf dem Projekthof am Neuengammer Hausdeich.
Projekthof Greenkids fördert Integration außerhalb der Klassenzimmer
„Hier können sie mal ausbrechen, Lernen anders erleben, als im Klassenraum. Das tut ihnen so gut“, betont Karola Krause. Insgesamt fünf IVK-Klassen gibt es derzeit an der Gretel-Bergmann-Schule, die damit die größte Zahl aller Schulen im Bezirk Bergedorf betreut. Die Schülerinnen und Schülern stammen aus afrikanischen Ländern, aus Afghanistan, Syrien und seit vergangenem Jahr auch schwerpunktmäßig aus der Ukraine. Zum Teil sind sie noch nicht alphabetisiert, können also in ihrer Muttersprache weder lesen noch schreiben.
Eine große Herausforderung für das Schulteam, das auch immer mal wieder Konflikte lösen muss, wenn etwa die Kriege in den Heimatländern mit in die Schule getragen werden, weiß Karola Krause. Trotz Beratung vom Landesinstitut gebe es schlichtweg kein Patentrezept für eine Lösung. „Doch die Greenkids können ein Rezept sein“, sagt Schulleiterin Anja Oettinger. Denn ganz unabhängig von der Sprache würden die Kinder dort etwas zusammen erschaffen und ihre Talente erfahren. Und so habe der Besuch auf dem Projekthof auch schon bei einer Zwölfjährigen aus Albanien eine Tür geöffnet, nachdem sie bei den Greenkids ein Beet gehackt und gepflegt hat. „Vorher hat sie die Schule gehasst“, weiß Karola Krause.
Buhck-Stiftung ist treuer Förderer der ersten Stunde
Doch die Besuche bei den Greenkids sind nicht Teil des normalen Lehrplans. Und so ist die Schule auf Unterstützung angewiesen, um die Besuche zu finanzieren. „Für uns als Schule wäre das nicht möglich zu leisten“, betont Schulleiterin Anja Oettinger. Dank der Buhck-Stiftung ist der monatliche Besuch aller IVK-Klassen und der Umwelt-AG nun für ein Jahr gesichert. Insgesamt 17.500 Euro gibt die Stiftung, womit acht Projekttage pro Klasse, insgesamt mehr als 35 Termine, finanziert werden können.
Mehr zum Thema
Greenkids Neuengamme als „norddeutsch und nachhaltig“ zertifiziert
Projekthof Neuengamme: Mit dem Greenkids-Mobil jetzt auf Schulbesuch
Bergedorf: Buhck-Stiftung will 2023 noch mehr Projekte fördern
Für Bianca Buhck ist das eine Herzensangelegenheit. Als sie vor etwa drei Jahren das erste Mal den Projekthof am Neuengammer Hausdeich betrat, da war dort nicht viel mehr zu sehen als ein Gewächshaus und eine grüne Wiese. Trotzdem habe das Vorstandsmitglied der Buhck-Stiftung sofort erkannt, wie viel Potenzial in den Greenkids steckt, erinnert sie sich. Somit gehört die Buhck-Stiftung zu den Förderern der ersten Stunde.
Der Projekthof passe in mehrfacher Hinsicht perfekt zu den Zielen, die die Stiftung verfolgt, betont Bianca Buhck. Denn sie möchte nicht nur Kindern und Jugendlichen Denkanstöße zum verantwortungsvollen Umgang mit der Natur und Umwelt geben, sondern auch jungen Menschen mit Migrationshintergrund die Integration in die Gesellschaft erleichtern. Das soll nun durch die Förderung der IVK-Klassen noch einmal schwerpunktmäßig gefördert werden, erklärt Bianca Buhck.
Zum Artikel